(Könnte auch in der Spielwiese stehen - aber wohl doch etwas zu gewichtig dafür?)
Paul Celan, 23.11.1920, Czernowitz, heute Ukraine.
"... daheim / den späten, harten Novembersternen gehorsam / Eine Sehne. von der deine Pfeilschrift schwirrt, / Schütze " Celan, "Atemwende"
Am 20.04.1970 nimmt sich Celan in Paris das Leben, "Freitod" in der Seine (ist das ein "freier" Tod ?) - ausgerechnt am Tag von Hitlers Geburtstag. Das ist nun 50 Jahre her - und Celan wäre in diesem Jahr 100 geworden. Es ist stiller geworden um Celan, den die meisten eh nur durch die "Todesfuge" kennen. Waren die ersten Gedichtbände der frühen 50er noch einigermaßen zugänglich, so verweigerten sich auch Belesenere später oft den zunehmend kryptischer werdenden Versen. Man wird wohl im Herbst mehr an Artikeln zu Celan in den Zeitungen finden. Immerhin, zwei Kommentare erinnerten in diesen Tagen an das Gedicht "Corona" aus der Sammlung "Der Sand in den Urnen" publiziert zusammen mit "Mohn und Gedächtnis", 1952. Celan selbst: https://www.youtube.com/watch?v=_PtQOjoJLgo
Der Schluss:
Es ist Zeit, daß es Zeit wird. Es ist Zeit.
- Über Zeit und Zeitempfinden wird derzeit - Corona - viel geschrieben - seltsame Entsprechung, auch wenn das Gedicht wohl anderes zum Thema hat als eine Pandemie.
Der vorgeburtliche Neumond Celans - eine Sonneneklipse im Skorpion. Ist der vorgeburtliche Neu- bzw. Vollmond eine Eklipse, so ist der Native damit geschlagen oder gesegnet. Diese Eklipse fiel auf den deutschen Schicksalsgrad 17,x - dort steht in ein paar Tagen der kommende Vollmond : Celans Eltern, Juden, wurden von den Nazis ermordet, Paul Celan entkam dem Inferno durch glückhaftes Geschehen. Dennoch blieb Celan der deutschen Sprache treu - wenngleich er in mehreren Fremdsprachen zu Hause war (Russisch, Französisch, Englisch, Rumänisch). Weder in Deutschland noch in Österreich wollte er leben, er ging nach Paris. Doch gleichzeitig suchte er verzweifelt nach Anerkennung im "Land der Täter". Trotz bedeutender Preise (u.a. Büchner-Preis) fühlte er sich dort nicht angenommen.
das ein und andere Mal wurde ich gefragt ob ich Selbstmord in Horoskop erkennen könne. Eine zuverlässige Bejahung der Frage musst ich schuldig bleiben. Also habe ich nach Kennt- nis o. g. Sachlage versucht etwas zu finden:
NEP Sitze 4: Die Eltern, elterliche Herkunft, Vorfahren, als Ursache für physische oder spiri- tuelle, geistige, intellektuelle Heimatlosigkeit. Auswirkungen auf seine berufliche Schriftstel- lerische Laufbahn ( MC).
Antiszie als >Hr. von 6 in zu Hr. 12: starke, zerstörerische Orientie- rungslosigkeit () durch Anpassungsprobleme ( 6. Haus); nicht heimisch werden.
Herrin von 4 (siehe oben) in Sorgenhaus 6 (dem Anpassen an vorherrschende Lebens- verhältnisse) verursacht durch elterliche jüdische Zugehörigkeit (4. Haus).
als Herr des 2. Hauses, der Eigensicherung, zuständig auch für das Seelische, Gemüt- hafte im Zeichen des exiliert, der schwergewichtig auf der Spitze von 2 lastet. Hier ist die Eigensicherung in Gefahr.
4 2 findet statt im 5. Zeichen des welches ich den Prinzip Leben, Lebenswille, Lebensmut, Kreativität zuordne. Die Konjunktion im Exil der als Herrin von 12, also der Lebenswille () sich einig mit in Konfusion, Auflösung (12.).
Radixkundige mögen mehr herauslesen als ich. Gruß, Franz-Josef
das ist sehr treffend gesagt, denke ich. Zum Neptun auf dem IC, ergänzend. Das Wasser, in dem Celan den Tod sucht (Haus 4-Lebensende), spielt ja eine wichtige Rolle in einer Reihe seiner Gedichte. Was ich hier fast schon düster-gespenstisch fand: / IC stehen gradgenau auf Hitlers - wie erwähnt: Celan stirbt an einem 20.04.
Die Eklipse gehört zu Saros 151. Die der Geburt Celans nachfolgende Eklipse dieser Serie war im November 1938 - wenige Tage nach dem 9.11.1938, dem Tag der Reichspogromnacht. Es heißt ja, dass die Eklipsen oft Tage oder gar Wochen vor ihrer Fälligkeit Wirksamkeit entwickeln. So offenkundig auch hier.
Nun ja, er hat zu jener Zeit auch einen Neptun-Transit auf seine Sonne, die ja eh eine Mars-Sonne ist, was ja als Symptom sich gern auch als mangelnder Lebensmut ausprägt. Der Tagestransit des Mars liegt dann auch am 20.04.70 ebenso auf seiner Sonne. Ich suche noch nach einer Geburtszeit, bin aber bislang leider nicht fündig geworden. Vielleicht weiß ja hier einer mehr dazu ;-)
Wenn man etwas herumspielt und man die Auslösungen nicht nur von ASC oder MC aus betrachtet, sondern auch Sonne und Planeten überprüft, so wird man ebenso fündig, etwa den Saturn wenn man von der Sonne ausgeht, was ja durchaus passend ist beim Suizid als Grenzsetzung vom Handeln her.
Dank für die Hinweise, Fritz. Am Tag des Todes Celans war auf dem ersten Grad , also Konj. AC-Regent. Auslöschung, Verschwinden des Wortes? Ich hab' mich öfter gefragt, wieso Künstler (ich meine die bildenden) und Dichter sehr viel häufiger der Gefahr des Suizids ausgesetzt sind als Musiker. Mir fällt da kein Musiker ein. Auch wüsste ich im Moment keinen Philosophen von Rang zu nennen, der sich das Leben genommen hätte - obwohl man doch meinen könnte, dass dort der Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Daseins besonders nagt. Was die Dichter angeht, man denke da neben Celan auch z.B. an Trakl: offenbar sind jene besonders gefährdet, die entlegene Metaphern schaffen, die "absolute Metapher" ( "Schwarze Milch der Frühe...), die ja oft einer Negation des "Realen" gleichkommt. Grüße, Klaus
Vielleicht ja einfach weil beim bildenden Künstler die Sonne immer mit Teil des Geschehens ist, als Akt des Erschaffens. Und wenn da der Mars mit dranhängt als Bedrohung für das Leben, kann es hier sicher häufiger eng werden, als bei anderen Freischaffenden :-) Sorry kann es jetzt nicht besser erklären, aber beim Philosophen ist ja eher das Betrachten und nicht das Erschaffen?
War jetzt nur so ein Schnellschuß da ich gleich Besuch bekomme ;-)
von den Komponisten, die also Neues hervorbringen, fällt mir da auch nur Robert Schumann ein und der hat auch wieder Mars-Sonne Konjunktion. Die Musizierenden oder Interpreten hast du ja vermutlich nicht gemeint.
Nun, Schumann wurde "geisteskrank" , aber er hat sich nicht entleibt, meines Wissens. (Mit seinem Horoskop bin ich nie so recht klargekommen - Steinbock-AC ?? - wäre evtl. mal einen eigenen Thread wert.)
"Die Musizierenden oder Interpreten hast du ja vermutlich nicht gemeint."
Nein, ich dachte an die Komponisten. Aber auch das wäre mal interessant zu wissen: Wie sehr kann das Ausüben der Musik vor dem finalen Verhängnis bewahren? Nun gut, das geht über das Thema hier hinaus, es muss reichen, das angesprochen zu haben.
Aus Celans "Atemkristall":
Mit erdwärts gesungenen Masten fahren die Himmelwracks.
In dieses Holzlied beißt du dich fest mit den Zähnen.
Du bist der liedfeste Wimpel.
Von H.G.Gadamer einleuchtend gedeutet (Bibliothek Suhrkamp). Das Bild des Schiffbruchs - siehe das Bild C.D.Friedrichs, "Die gescheiterte Hoffnung". Schiffbruch im Himmel, wohl schlimmer noch als ein irdischer. Es bleibt der Gesang, unten vernehmbar - "Holzlied". Das Ich ausgesetzt, sich klammernd an ein Wrackholzstück. Das Bild des drohenden Unterganges im Wasser - das Schicksal Celans vorwegnehmend.
Ja da war ich wohl etwas voreilig, aber immerhin er hat es wohl versucht. Das fällt mir überhaupt manchmal nicht leicht, da rein zugehen, ähnlich wie bei Hölderlin zu sehen, wie solche Ausnahmepersönlichkeiten dann zermahlen werden vom System, wobei ich unterstelle daß Könige in ihrem Fach ungleich stärker solchen Bestrebungen ausgesetzt sind, auch wenn vieles, was da so vom Umfeld her geschieht, im Einzelnen, durchaus dem Wissensstand der jeweiligen Zeit entsprechend, wohl gut gemeint war. Paul Celan hab ich vor Jahren mal gestreift, mehr über ihn als von ihm gelesen. Jetzt, ein paar Jahre älter, spüre ich schon auch die Wucht seiner Worte, da sie ja von Abgründen zeugen, äußeren wie inneren, die vielleicht auch nur über Dichtung nahbar werden können. Daß man nach Auschwitz nicht mehr dichten könne oder es gar barbarisch nennt (Adorno), habe ich nie verstanden, außer man will nur das Schöngeistige als Dichtung verstehen. Natürlich führt es dann zunächst zu Gedichten wie der Todesfuge, alles andere wäre ja wohl auch verlogen. Irgendwie erinnert mich Celan auch an Heidegger, den man in der Philosophie ja auch irgendwie ablehnt, weil nicht nachvollziehbar, ähnlich kryptisch halt wie bei Celan, wenn man so will. Auch Herta Müller mit ihrem Buch Atemschaukel hat sich hier womöglich inspirieren lassen.
Es gab ja Begegnungen zwischen Celan und Heidegger. Heidegger kannte nicht wenig von der modernen Lyrik und hatte da auch Wertschätzung (schrieb auch darüber, z.B. über Trakl). Zum Verhältnis Celan-Heidegger: https://literaturkritik.de/id/11816 Über die Begegnungen ist viel spekuliert worden. Nach der zweiten ? dritten? Begegnung sagte Heidegger: "Celan ist unheilbar krank." Nach der Begegnung im Sommer 1967 schrieb Celan das Gedicht "Todtnauburg" - Text und Kommentar siehe hier: http://www.planetlyrik.de/roland-bothner...auberg/2017/01/
Das geht jetzt aber wohl übers Astrologische hinaus.
Apropos Suizid von Komponisten - vermutlich hat Tschaikowski den Freitod gewählt - wobei hier "frei" in Strichel zu setzen wäre, denn der als homosexuell "enttarnte" Komponist soll da dem Druck des Zarenhauses nachgegeben haben und sich das Leben genommen haben. Letzte Klarheit aber gibt es da bis heute nicht.
Ja wieder ein Kandidat mit Mars-Sonne und zusätzlich auch wieder dem entsprechenden Transit der Sonne auf den Radix-Mars. Die Frage ist halt, Mars-Sonne geht ja auch schon mal in Richtung Totschlag, sodaß ich als Träger der Konstellation es anderen zufüge und es eben nicht an mir selbst vollziehe. Das scheint auch durchaus ambivalent zu sein, als würde eine gescheiterte aggressive Befreiung schließlich zum Suizid oder eben Totschlag führen. Es ist auf jeden Fall auffällig häufig hierbei vorzufinden, obschon ich auch reihenweise Leute kenne, wo Mars-Sonne völlig harmlos zu sein scheint. Da ich leider sehr unorganisiert bin, hab ich mir bislang auch nie wirklich gemerkt, wann man da eher Täter oder Opfer ist, woran man das festmachen kann, etwa t r oder eher t r oder gar beides? Wo steht der Mars im Horoskop, wo die Sonne, etc... Zu Heidegger-Celan hab ich bislang nur am Rande mitbekommen, daß sie sich wohl mal beschnuppert haben. Aber wenn Heidegger so ein Urteil fällt, wie so schön sagt, hilft das dem Betroffenen sicher gar nicht. Es führt einen doch nur näher zur "Vollstreckung". Naja und Heidegger mit seiner umstrittenen Haltung zum dritten Reich, war da vielleicht auch kein guter Gesprächspartner wegen eigener Befangenheit. Schwierig, schwierig wenn er mit so einer Vorgeschichte dann Anerkennung bei den falschen Leuten zu sucht und das eben auch um den Preis genau des zu lösenden Themas nach W.D. bei Mars-Sonne, das eigene Anderssein zu akzeptieren und die falsche Herdenzugehörigkeit aufzugeben, statt dort um den Preis der Verdrängung des eigenen Selbst, sich Zugehörigkeit oder gar Liebe "erkaufen" zu wollen. Das alleine wird es natürlich sicher nicht gewesen sein, aber ich denke man erkennt hier schon deutlich die Problematik.