So interessant ich manches finde, was ich hier und anderswo
mit astrologischen Werkzeugen Gedeutetes lese, so unverständlich
sind für mich doch manche Methoden, von der reinen Logik her.

Wenn ich ein Ereignis oder einen Menschen usw. astrologisch betrachte,
dann ist es strukturell erst einmal naheliegend, dass ich mir das
Geburtshoroskop bzw. das Radix des Augenblicks ansehe und dies
als Basis nehme oder ein Fragehoroskop auf Basis der Frageparameter.

Das Horoskop des vorgeburtlichen Neumonds betrifft aber faktisch alles
am gleichen Ort bis zum nächsten Neumond und nicht nur eine Geburt
oder ein Ereignis zwischen den beiden Neumonden.

Das gleiche gilt für Ingresse, Knoten usw.

Mit ein wenig Fantasie kann ich noch den Widderingress der Planeten,
vor allem der Langsamläufer, als Basis und Maßstab für danach
folgende gesellschaftliche und politische Veränderungen in eine
gewisse, gedankliche Grundlogik einfügen.

Aber darüber hinaus fällt es mir schon ein wenig schwer.

Walter

Hallo Walter,
Die reine Logik ist nicht unbedingt der zwingende Weg, wenn's um diese Dinge geht...
Die Logik der Astrologie beruht im Wesentlichen auf der Evidenz (überwiegend) metaphorischer Inhalte.
Das wird Dir nicht zusagen, das ist natürlich ergänzungsbedürftig.
Zunächst: vorgeburtliche Horoskope sind kein modischer Schnickschnack, sie wurden schon
in der Antike miteinbezogen, gar für unerlässlich gehalten - und zwar in grundsätzlicher Weise:
Die hellenistische Astrologie zählte die vorgeburtlichen Mondphasen zu den "Hylegs",
die essentiellen Determinanten des Nativen.
Und auch die Ingresse wurden berücksichtigt. Und man hat in den letzten zwei, drei Jahrzehnten
gelernt, dass die Alten uns einiges zu sagen haben - siehe diesbezüglich u.a. die ausgedehnten Arbeiten des Project Hindsight.
Niemand behauptet, die vorgeburtlichen Befunde würden die Sichtung des Geburtshoroskops ersetzen
- gesetzt, ein solches (Uhrzeit) liegt vor.
Ich hab's schon einmal ausgedehnt erläutert (u.a. im Text über die Neun Sterne, kann das hier nicht alles
aufwärmen). Ich selbst schaue mir i.d.R. kein Horoskop an, ohne mich vorgeburtlicher Determinanten zu
vergewissern. Gerade dort, wo es um mundane Belange geht - wo es also um die Frage geht, ob und auf
welche Weise der Native "transpersonale" Bedeutung erlangt - können diese Horoskope Orientierung
geben - auch vor Fehldeutungen bewahren (siehe Ausführungen dazu u.a. bei Cl.Weiss, D.Rudhyar ...).

Ein möglicherweise kritisch zu beäugender Schwenk in die Psychologie: Faktisch alle psychologischen Systeme -
gleich welcher Couleur - kommen nicht aus ohne "Modelle" (Typologien ...) der Persönlichkeit. Wobei kein
Freud, kein Jung, kein Adler... auf die Idee käme, das jeweils realisierte Modell sei identisch mit der in
Frage stehenden Persönlichkeit. - Dies als, wie ich finde, hilfreiche Analogie zu verstehen.

Grüße,
Klaus